Vermutlich nutzt jeder von uns mindestens einmal am Tag das At-Zeichen, umgangssprachlich als Klammeraffe bezeichnet:
Es ist Bestandteil jeder E-Mail-Adresse und wird auch in vielen sozialen Netzwerken verwendet, um damit andere Teilnehmer anzusprechen oder auf etwas Besonderes aufmerksam zu machen.
Woher das At-Zeichen ursprünglich stammt
Wenn Du nun aber glaubst, der Klammeraffe sei eine Erfindung der Neuzeit, dann irrst Du Dich gewaltig.
Bereits im Mittelalter (etwa um das 16. Jahrhundert herum) taucht er das erste Mal als Maßeinheit für die damals in Italien gebräuchlichen Terracotta-Amphoren auf.
Seit dem 19. Jahrhundert (ab ca. 1880) nutzt man den Klammeraffen im angloamerikanischen Raum als „commercial a“, um damit Preis- und Mengenangaben in Relation zu setzen oder für die Nennung von Grundpreisen:
- 2 Stück à 500 Gramm / 2 Stück @ 500 Gramm
- 5 Äpfel à 30 Cent / 5 Äpfel @ 30 Cent
- 100 cm à 9,80 € / 100 cm @ 9,80 €
Zugegeben, für diesen Zweck ist im europäischen Raum definitiv das französische à geläufiger. [Anmerkung: Achte bitte auf die korrekte Ausrichtung des Gravis, also des kleinen Strichs über dem Buchstaben. Schreiben nämlich viele falsch herum…]
Das @-Symbol war so weit verbreitet, dass es auf nahezu allen Schreibmaschinentastaturen dieser Zeit auftauchte und dann natürlich später zwangsläufig seinen berechtigten Platz auf Computertastaturen erhielt.
Als in den 1970er Jahren die E-Mail erfunden wurde, war der Siegeszug des Klammeraffen endgültig nicht mehr aufzuhalten:
Für die Adressierung des Empfängers suchte man im damals üblichen ASCII-Zeichensatz ein unbenutztes Zeichen, welches sich als Trenner zwischen Benutzer- und Rechnername einsetzen ließ.
Als Voraussetzung galt, dass dieses Zeichen weder in einem Eigennamen noch in irgendeinem Wort vorkommen durfte. Da der ASCII-Zeichensatz lediglich aus 128 Zeichen besteht (davon 33 nicht druckbare Steuerzeichen), war die Auswahl eine kleine.
Seitdem steht der Klammeraffe synonym für die englische Präposition „at“ (auf Deutsch „bei“). Wenn Du also eine E-Mail-Adresse wie tobias@textertobi.de betrachtest, heißt diese eigentlich „tobias (bei) textertobi.de“ – und das trifft’s ja haargenau.
Wie der Klammeraffe zu seinem Namen kam
Daher stammt dann auch wenig überraschend der hierzulande verwendete, offizielle Name: „At-Zeichen“ (gesprochen æt im Englischen bzw. ɛt im Deutschen).
Ja und was den Begriff „Klammeraffe“ angeht, da gehört nun wirklich nur ein ganz klein bisschen Phantasie dazu. Schaut der um das a geschlungene Kringel doch wirklich wie der lange Schwanz eines Affen aus, oder? 🐒
Weltweit ist das @-Symbol unter vielen weiteren Synonymen bekannt. Einige der (meiner Meinung nach) witzigsten Namen habe ich Dir im Folgenden rausgesucht:
- Affenschwanz, Affenohr, Affenschaukel (alle Deutschland)
- Affenschwänzchen (apenstaartje, Niederlande)
- Affen-A (маймунско а, Bulgarien)
- Äffchen (małpka, Polen)
- Elefantenohr (fílseyra, Island)
- Entchen (παπάκι, Griechenland)
- Hund bzw. Hündchen (собака bzw. собачка, Russland)
- Kanelbulle (nach einem schwedischen Hefegebäck, ähnelt einer Zimtschnecke)
- Katzenschwanz (kissanhäntä, Finnland)
- Kringel-Alpha (krøllalfa, Norwegen)
- Rüssel-A (snabel-a, Dänemark und Schweden)
… und sein tierisches Vorbild!
Den Klammeraffen gibt es übrigens tatsächlich.
Er lebt in Süd- und Mittelamerika und macht dort seinem Namen alle Ehre – sein 50 bis 90 cm langer Schwanz dient ihm sozusagen als dritte Hand, um sich im Regenwald geschickt von Ast zu Ast zu schwingen.
@Alle: Ich hoffe, dieser kleine Beitrag hat Euch gefallen. Eure Kommentare lese ich gerne per E-Mail. Ganz wichtig dabei… bitte den Klammeraffen nicht vergessen! 🙂