In einem früheren Artikel habe ich bereits über Anglizismen im Deutschen geschrieben. Das sind Wörter aus der englischen Sprache, die Einzug ins Deutsche gehalten haben.
Doch bei der Übernahme von englischsprachigen Begriffen läuft nicht immer alles glatt, ein guter Beweis dafür ist mein zweiter Beitrag über die Tücken des Denglisch. 😉
Deulisch – das Deutsch im Englisch
Bis jetzt ging es nur um den Einfluss des Englischen auf die deutsche Sprache. Aber wie sieht es eigentlich umgekehrt aus? Gibt es auch Wörter aus dem Deutschen, die es in englischsprachigen Ländern wie USA, Australien und Großbritannien in die Wörterbücher geschafft haben?
Ja, klar. Sogar etliche deutschstämmige Wörter sind im Englischen angekommen. Okay, nicht immer gehören sie zum absoluten Grundwortschatz, aber die meisten Muttersprachler verstehen ihre Bedeutung.
Top-20 der deutschen Lehnwörter im Englischen
Im Folgenden meine zwanzig (20!) Highlights der deutschen Wörter, die sozusagen „durch den großen Teich“ (respektive den Ärmelkanal) geschwommen sind.
Kleine Anmerkung: Die Liste ist alphabetisch sortiert, also ohne spezifische Reihenfolge hinsichtlich Bekanntheitsgrad oder persönlichem Favoritenstatus.
Angst
Aussprache: aŋst | Worttrennung: Angst
Möchte man im Englischen eine besonders tiefgreifende, die eigenen Grundfesten erschütternde Besorgnis zum Ausdruck bringen, dann spricht man häufig von der „german angst“.
Bildungsroman
Aussprache: ˈbɪldʊŋsʁoˌmaːn | Worttrennung: Bil·dungs·ro·man
Ein Bildungsroman hat nichts mit Wissensvermittlung zu tun. Gemeint ist, dass in der Geschichte die geistige Entwicklung („Bildung“) der handelnden Figuren im Vordergrund steht.
Im Englischen meint „Bildungsroman“ abseits der Literaturwissenschaften oft auch sperrige, schwer verständlichen Lesestoff. Nichts, was man mal „easy“ nebenbei durchblättern mag.
Blitz
Aussprache: blɪt͡s | Worttrennung: Blitz
Das meteorologische Ereignis Blitz und Donner, ein kurzes Aufflackern von Licht oder ein schneller Angriff im Sport (meist American Football) werden im Deutschen wie im Englischen so genannt.
Delikatessen
Aussprache: delikaˈtɛsn̩ | Worttrennung: De·li·ka·tes·sen
»This tastes great. It’s a real delikatessen!« dürfte so mancher Amerikaner vor Entzückung rufen, wenn er das erste Mal in eine Brezel beißt. Die gibt es sprachlich übrigens auch im Englischen, wird dort allerdings „pretzel“ geschrieben.
Allerdings *hust* zugegeben, „Delikatessen“ ist kein ur-deutsches Wort: Das haben wir uns von niemand geringeren als den Franzosen abgeguckt („délicatesse“). Kein Wunder, die französische Küche ist eben führend – das muss sich auch in der Sprache bemerkbar machen.
Doppelgänger
Aussprache: ˈdɔpl̩ˌɡɛŋɐ | Worttrennung: Dop·pel·gän·ger
Angeblich hat jeder irgendwo einen Zwilling. In der englischen Sprache ist es der „doppelganger“.
Da das „ä“ auf dem englischen Tastaturlayout fehlt, wurden die beiden Pünktchen (Trema) einfach weggelassen. Naja, manchmal unterscheiden sich Doppelgänger wohl doch…
Gemütlichkeit
Aussprache: ɡəˈmyːtlɪçkaɪ̯t | Worttrennung: Ge·müt·lich·keit
Schon interessant, dass in den Augen anderer zwar die „german angst“ hierzulande um sich greift, trotzdem aber großer Wert auf „gemutlichkeit“ gelegt wird (ja, das „ü“ wurde aus zuvor genannten Gründen wieder seines Tremas beraubt).
Der Engländer meint mit „german gemutlichkeit“ aber nicht nur die eigentliche „coziness“, sondern bezieht sich manchmal auf die allzu kitschigen Vorstellungen vornehmlich bayerischer Lebensart (die hin und wieder als typisch deutsche Kultur missgedeutet wird).
Gestalt
Aussprache: ɡəˈʃtalt | Worttrennung: Ge·stalt
Form, Umriss – Gestalt. Sieht ein Engländer im berühmten Londoner Nebel Personen nur schemenhaft, dann könnte er diesen Begriff nutzen und jedem wäre die Bedeutung glasklar.
Gesundheit
Aussprache: ɡəˈzʊnthaɪ̯t | Worttrennung: Ge·sund·heit
»Hatschi!« »Gesundheit!«
In anderen Zusammenhängen, also um beispielsweise den physischen oder psychischen Zustand einer Person zu beschreiben, wird meist das bekanntere Substantiv „health“ bevorzugt.
Hinterland
Aussprache: ˈhɪntɐˌlant | Worttrennung: Hin·ter·land
Nicht immer ist im Englischen damit eine Einöde oder ländliche Umgebung gemeint. Das Wort wird auch zur Beschreibung von Entwicklungsländern verwendet.
Kindergarten
Aussprache: ˈkɪndɐˌɡaʁtn̩ | Worttrennung: Kin·der·gar·ten
Mit diesem Wort können nicht nur englischsprachige Menschen etwas anfangen, es wurde nämlich ebenfalls in andere Sprachen übernommen. Darunter sogar ins Russische.
Kitsch
Aussprache: kɪt͡ʃ | Worttrennung: Kitsch
Geschmäcker sind verschieden, aber die Bezeichnung für ein allzu hässliches Werk ist zumindest im Deutschen wie im Englischen gleich.
Leitmotiv / Leitmotif
Aussprache: ˈlaɪ̯tmoˌtiːf | Worttrennung: Let·mo·tiv
Ein künstlerisches Gestaltungsmittel wie Farben, Symbole, Tonfolgen oder Sätze, das sich quer durch das Werk eines bestimmten Künstlers zieht – so definiert sich der Begriff des Leitmotivs.
Im Englischen wird es häufig mit „f“ geschrieben und ist auch so in der französischen Sprache zu finden.
Poltergeist
Aussprache: ˈpɔltɐɡaɪ̯st | Worttrennung: Pol·ter·geist
Ja, ist denn heute schon Halloween? Aber nicht nur Krach machende übersinnliche Phantasiegebilde nennt man so, sondern auch unfreundliche Personen und Menschen, die definitiv viel zu laut sind.
Rucksack
Aussprache: ˈʁʊkˌzak | Worttrennung: Ruck·sack
Dieses Wort hätte es fast nicht in meine Hitliste geschafft, denn sogar im Deutschen ist oft vom „Backpack“ die Rede. Aber der „rucksack“ erkämpft sich tapfer seinen Platz auf den Rücken englischsprachiger Backpack-Träger. Zumindest, wenn man den gängigen Suchmaschinen Glauben schenken darf.
Sauerkraut
Aussprache: ˈzaʊ̯ɐˌkʁaʊ̯t | Worttrennung: Sau·er·kraut
Warum der Engländer (ein wenig abwertend, meist aber eher scherzhaft) die Deutschen „Krauts“ nennt, dürfte nun allen Lesern klar sein. Das vorgebliche Lieblingsgericht der Deutschen kennt man auch in der englischen und amerikanischen Küche (schmeckt übrigens prima zur Brezel).
Schadenfreude
Aussprache: ˈʃaːdn̩ˌfʁɔɪ̯də | Worttrennung: Scha·den·freu·de
Warum es dieser deutsche Begriff in englische Wörterbücher geschafft hat? Zum einen, weil die wörtliche Übersetzung „damage-joy“ nicht so recht passt, zum anderen weil das englische Pendant „epicaricacy“ ein echter Zungenbrecher ist (Aussprache: epɪkæɹɪkəsɪ).
Wanderlust
Aussprache: vandɐlʊst | Worttrennung: Wan·der·lust
Was machen Deutsche in ihrer Freizeit am liebsten? Richtig – Bier trinken und über die Alpen wandern. Naja, besser als in Richtung Osten, nicht wahr. 😉 Zumindest glauben das offenbar unsere amerikanischen Freunde und nennen die Freude am Laufen und Reisen „Wanderlust“.
Weltschmerz
Aussprache: ˈvɛltˌʃmɛʁt͡s | Worttrennung: Welt·schmerz
Jaja, die Welt ist nicht gerecht. Da kann man ob des typisch deutschen Pessimismus schon einmal in Melancholie verfallen.
Wunderkind
Aussprache: ˈvʊndɐˌkɪnt | Worttrennung: Wun·der·kind
Über manche Kinder muss man sich wirklich nur wundern… kleiner Scherz. Und doch ist der Begriff für ein junges Genie im Englischen fast genauso populär wie das muttersprachliche Substantiv „prodigy“.
Zeitgeist
Aussprache: ˈt͡saɪ̯tˌɡaɪ̯st | Worttrennung: Zeit·geist
Die gängigen Denk- und Fühlweisen eines bestimmten Zeitalters sind Konstrukte, die der Begriff „Zeitgeist“ gut beschreibt. Im Deutschen wie im Englischen – und das sogar unabhängig vom jeweiligen Zeitgeist.